Leitbild

Leitbild

Gastfreundschaft

Gastfreundschaft ist unser Motto

Siehe, dies ist aller Gastfreundschaft tiefster Sinn: Dass ein Mensch dem anderen Rast gebe auf der großen Wanderschaft zum ewigen Zuhaus.
Dass er für eine Weile ihm Bleibe gebe für die Seele, Ruhe, Kraft und das Vertrauen:
Wir sind Weggenossen und haben gleiche Fahrt.

Romano Guardini

Einladung

“Einladung” ist ein schönes Wort für Kirche

Die Katholische Erwachsenenbildung bietet Raum für Gespräch, Begegnung, spirituelle und religiöse Erfahrung, Information und Auseinandersetzung mit zentralen individuellen und gesellschaftlichen Fragen.
Wir laden suchende, fragende und zweifelnde Menschen gleich welchen Alters, welcher Konfession und Weltanschauung dazu ein.
Wir achten Menschen in ihrer Einmaligkeit, respektieren ihre Lebensgeschichte, ihre religiösen und weltanschaulichen Überzeugungen. Wir gehen davon aus, dass Menschen auf der Suche sind nach Sinn und religiöser Lebensdeutung.
Wir sehen das Evangelium als befreiende Kraft, um uns Neuem und Anderem zu öffnen. Menschen, die der Kirche kritisch gegenüberstehen oder sie verlassen haben, sehen wir als Bereicherung. Wir suchen das Gespräch mit ihnen, weil es uns verändert und vor kirchlicher Enge bewahrt.
Gastfreundschaft, Offenheit und Dialog sind wesentliche Aspekte unserer Arbeit, unserer Kurse und Veranstaltungen. Wir wollen Menschen keine vorgefertigten Antworten geben, sondern Frei-Räume anbieten, die Veränderungen und Klärungen ermöglichen.

Unser Menschenbild

“Liebe deinen Nächsten, er ist wie du” (Lev 19,18)

Würde und Wert eines jeden Menschen sind Maßstab für unser Handeln. Menschen, die unsere Veranstaltungen und unser Haus besuchen, stehen im Mittelpunkt unserer Arbeit.
Zum Menschwerden gehört für uns:

  • Die Fähigkeit, zu sich selbst ja sagen zu können.
    Schritte dahin: Die eigene Persönlichkeit entdecken in der Auseinandersetzung mit sich und der Welt.
  • Der Wille Kenntnisse und Wissen zu erwerben, um sich den Aufgaben jetzt und in der Zukunft selbstbestimmt zu stellen.
    Schritte dahin: Eigene Talente aufspüren, Erfahrungen fruchtbar werden lassen.
  • Die Bereitschaft, Verantwortung für mich, für andere und für die Umwelt zu übernehmen.
    Schritte dahin: „Ich“ und „Wir“ in Balance bringen.

“Alles wirkliche Leben geschieht in menschlichter Begegnung” (Martin Buber)

Selbstwerdung

Auf dem Weg zu einer “Kunst des Lebens”

Wir laden Menschen ein, sich auf Wachstumsprozesse einzulassen und ihren eigenen Weg zu finden. Das schließt die Fähigkeit ein, das Selbstverständliche zu befragen, Ungewöhnliches und Neues genau anzuschauen und kritisch zu sein.
Dieses Ringen um Selbstwerdung und Autonomie ist ein lebenslanges Bemühen. Bei aller notwendigen Anpassung gilt es, sich selbst schöpferisch, spontan und durchaus widerständig zu entfalten.
Wir greifen Themen auf, die Bestandteil des Lebens der Menschen sind. So bietet die Erwachsenenbildung die Möglichkeit der „Vergewisserung“ bei der Beantwortung drängender individueller und gesellschaftlicher Fragen. Zugleich wird sie zu einem Ort, wo Menschen zuhause sein können.
Die Geschichte einer “Kunst des Lebens” ist weder vorhersehbar noch planbar. Lebenskrisen sind dabei Herausforderung und Bruch, Aufgabe und Entwicklungsanstoß. Einbrüche, Scheitern und Sterben machen menschliches Leben zu Stückwerk, Baustelle oder Fragment.
Vor diesem Hintergrund bedeutet Lernen für uns keine Übernahme von fertig
verpacktem Wissen, sondern Hilfe zur Selbsthilfe. Das heißt
Orientierung, Auseinandersetzung, Klärung, begriffliche, sinnliche und
emotionale Aneignung der Welt, Entwicklung lebensbejahender Möglichkeiten, Kräfte und Talente.
Dadurch werden Menschen ermutigt, ihr Lernen und Leben selbst zu gestalten.

Inhalte

Was Menschen bei uns finden

Inhalte und Themen unserer Kurse und Veranstaltungen orientieren sich an den Lebensfragen der Menschen. Ausgehend von unserem Menschenbild, das den ganzen Menschen in seiner Verantwortung für die Welt umfaßt und in seiner Spiritualität ernst nimmt, ergeben sich folgende Aufgabenfelder:
Informieren, begleiten, beraten, Erfahrungsaustausch ermöglichen, Wachstums-Prozesse bei einzelnen und bei Gruppen anstoßen.
Unsere Veranstaltungen haben deshalb nicht nur Vortrags- und Informationscharakter, sondern sind auf Dialog und Begegnung angelegt. Vielfältige kreative Elemente unterstützen unseren ganzheitlichen Ansatz:
z.B. Körperarbeit, Meditation, Spiel, Musik und Tanz, Essen und Trinken, Ruhe und Abenteuer, Gottesdienste und Gebet.
Unser Programm ist offen und zielgruppenorientiert.
Es gibt Angebote für:
Frauen, Männer, Alleinerziehende, Paare, Familien, Eltern, Senioren, Mitarbeiterinnen, Mitarbeiter und Menschen in besonderen Lebenssituationen.
Wo immer es sinnvoll und realisierbar ist, kooperieren wir mit kirchlichen und nichtkirchlichen Trägern. Kooperationen sind Ausdruck unserer kommunikativen Grundhaltung. Wir stellen uns damit den vielfachen gesellschaftlichen Suchbewegungen und den damit verbundenen Herausforderungen an die Erwachsenenbildung.

Erwachsenenbildung

Erwachsenenbildung in der Gemeinde

Ziel ist: Die Glut zu wahren nicht die Asche.
Die Kirchengemeinden mit ihren Gruppen sind sehr vielschichtig und unterschiedlich. Es gibt Gruppen in denen Begegnung, Lernen, Auseinandersetzung, Konfrontation unterschiedlicher Positionen einen hohen Stellenwert haben. In anderen Gruppen spielt das Bewahrende und Traditionelle eine wichtige Rolle. So finden wir in den Gemeinden unseres Dekanates das eine und das andere mit unterschiedlicher Gewichtung. Von dieser Spannung leben Gemeinden und Erwachsenenbildung vor Ort.
Daher ist es wichtig, dass die Kontakte zu den Gruppen und Verantwortlichen in den Gemeinden vielschichtig sind. Dies geschieht sowohl über die Erwachsenenbildungsausschüsse, als auch über die vielen persönlichen Kontakte der Hauptamtlichen des Bildungswerks mit Verantwortlichen von Gruppierungen, bzw. mit Männern und Frauen, die Interesse haben, in ihrer Gemeinde ein “Projekt” zu starten. Im Blick auf die Erwachsenenbildung in den Gemeinden hat das Bildungswerk folgende Ziele und Aufgaben:

Impulse geben:
Bei ihrer Arbeit vor Ort, erhalten die Verantwortlichen wichtige Anregungen durch die Angebote, Projekte und Themen des Bildungswerks.
Begleiten:
Bei Anfragen nach Themen, ReferentInnen beraten die hauptamtlichen MitarbeiterInnen die Verantwortlichen in den Gemeinden. Bei neuen Initiativen leisten die Hauptamtlichen Starthilfe bei der Planung und Durchführung eines Projektes.
Unterstützen:
In unserer Praxis heißt dies: Veröffentlichung der Gemeindeveranstaltungen in dem Halbjahres-Prospekt “Vor Ort”, Praxisberichte und Praxistips im Mitteilungsblatt “Einblick”, sowie Zuschüsse über die Unterrichtseinheiten oder die finanzielle Beteiligung bei Veranstaltungen.

Engagement

Mitdenken – Mitreden – Mitentscheiden

Bei der Katholischen Erwachsenenbildung arbeiten im pädagogischen Bereich sowie in der Geschäftsstelle haupt- und nebenamtliche MitarbeiterInnen.
Im Vorstand und in den verschiedenen Arbeitsgruppen engagieren sich Frauen und Männer ehrenamtlich.
ReferentInnen sind das “Herzstück” unserer Arbeit. Mit ihnen steht und fällt die Qualität unserer Erwachsenenbildung. Voraussetzung für ihre Mitarbeit ist die für den jeweiligen Bereich erforderliche Fachkompetenz, sowie Erfahrung, Fortbildung und Zusatzqualifikation in Erwachsenenbildung.
Vielfach stellen TeilnehmerInnen auch nach den Veranstaltungen persönliche und existentielle Fragen. Wir erwarten von unseren ReferentInnen, daß sie sich dieses wichtigen Gesprächsortes bewußt sind und gangbare Wege finden, dafür Raum und Zeit zu lassen.
Die Gestaltung des Programms und die Konzeption der Arbeit der Katholischen Erwachsenenbildung verstehen wir als eine lebendige Auseinandersetzung über das, was Erwachsenenbildung ist. Planung, Entwicklung und Entscheidungen liegen beim Vorstand und den Arbeitsgruppen.
Alle MitarbeiterInnen tragen gemeinsam Verantwortung für die Arbeit der Katholischen Erwachsenenbildung. Wichtig sind kritische Reflexion sowie die Bereitschaft, neue Aufgaben und Herausforderungen wahrzunehmen.

Nachwort

Der Umzug der Katholischen Erwachsenenbildung im Juni 1998 nach Hoheneck und die damit verbundenen neuen Perspektiven von Erwachsenenbildung in diesem Ensemble von Bildungshaus, Park und Kirche waren wesentlicher Motor, die Arbeit des Bildungswerks zu überdenken. Zugleich leben wir in einer Zeit des Umbruchs. Ein neues Jahrtausend steht vor der Tür, die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen verändern sich rasant, auch die katholische Kirche befindet sich in einem Umbruchprozeß. Die neuen Konturen sind eher schemenhaft, denn klar.
Unter diesen Bedingungen hat der Vorstand des Bildungswerks im Juni 1997 den Prozeß der Leitbildentwicklung begonnen. Diese Arbeit war eine intensive und spannende „Vergewisserung“ über Katholische Erwachsenenbildung heute. Die Gespräche fanden nicht nur innerhalb des Vorstands statt, sondern auch mit vielen Menschen fern und nahe der Kirche.

Das vorgelegte Leitbild dient als roter Faden, als Richtschnur für unsere zukünftige Arbeit. Unser Nachdenken darüber, was katholische Erwachsenenbildung ausmacht, ist damit nicht beendet, es bleibt in Bewegung.

In der Projektgruppe „Leitbild“ arbeiteten mit: Reinhilde Farrenkopf, Hans-Dieter Graf, Barbara Heydkamp, Peter Kleefass, Ursula Krause, Dorothea Nafz, Gabriele Pennekamp, Uschi Rudolph, Winfried Schmid, Egbert Seng, Otmar Traber und als Moderator und Inspirator Franz Eberhardinger.

Ludwigsburg, März 1999